Zitternd stand sie vor dem Nachtclub und ihren Körper liess die Kälte zittern, nicht nur die Kälte, sondern auch sie selbst. Kleine Tränen gurgelten aus ihren eisblauen Augen und gefroren sofort auf ihren roten Wangen. Sie sahen aus wie kleine Sterne und hinterliessen kleine Spuren in der Schminke. Einen ausgetrockneten Fluss hinterliessen sie.
Zu atmen, versuchte sie. Ein Feuerdrache wollte sie sein. Sich zusammenreissen, damit sie wieder hineingehen konnte, ohne verheult auszusehen. Tanzen und lachen, als wäre nichts geschehen. Sich mit den anderen im Rhythmus des Basses hin und her zu schwanken. Aber aus ihrem Mund kam ein Schluchzen, begleitet von einer kleinen Dampfwolke und einem Tränenstrom.
Das wird nichts, dachte sie. Sie verschränkte die Arme, um die Körperwärme zu behalten, aber sie zitterte noch mehr. Sollte sie trotzdem hineingehen? Dort war es warm, heiss. Ausserdem vertrieb und verdrängte der Bass alles. In den Bass möchte sie, der ihren Kummer wegzauberte. Zurück in die Menge und zu den Menschen. In den Dunst von Schweiss und Alkohol, wo ihre Tränen verschwinden und aus keinem Mund ein Schluchzen kommen wird.
Sie blickte zurück zur Tür und sah, wie sie von der Musik vibrierte. Hinein wollte sie, um die schreiende Leere zu füllen und verschwinden sollte die Leere. Plötzlich öffnete sich die Tür mit einem lauten Knall und ein knutschendes Pärchen trat heraus. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Ein knutschendes Liebespaar, das sich bald gegenseitig auffressen würde. Die beiden waren nicht die einzigen, die sich auf den Weg machten. Aus dem Club kamen noch mehr Leute, die andere Gedanken hatten als die beiden vor ihnen.
Und sie? Sie wurde nicht beachtet. Warum auch. Sie stand doch heulend und verkrümmt neben der Tür. Kein Wunder, dass sie niemand beachtete. Aber sie analysierte die Leute, die weitergingen, entweder in eine andere Bar oder zu jemandem ins Bett - zu jemandem.
Sie roch den Alkohol und den Schweiss, wenn die anderen vorbeigingen. Sie hörte, wie sie lachten, wie sie sich vor Liebe fast auflösten. Aber das alles schwappte nicht zu ihr hinüber. Die Leere breitete sich in ihr mehr aus. Unerreichbare Stellen nahm die Leere ein. Sie verschlang sie. Es war eine Leere, die kein Bass vertreiben konnte, die sich nicht im Nebel auflöste und die nicht in der Menge verschwand.
Sie lag im Bett. Ihre Füsse waren mit Wollsocken bekleidet. Sie war in Decken eingewickelt - buchstäblich wie ein Burrito. Sie zitterte nicht mehr. Warum sollte sie auch? Sie lag in einem warmen, weichen Waschbärbett. Die Wärme hüllte sie ein, aber die Leere blieb.